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Apps im Test (3) - Wheelmap

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Video-Tutorial: So funktioniert die AppWeitere Tests unserer Blogreihe „Barrieren überwinden – Apps im Test“

Be My Eyes

SiGame

Eine Grafik, auf der die Arme von vier Personen zusehen sind. Sie bedienen unterschiedliche mobile Geräte. Zu sehen ist ein Handy, ein Laptop, eine Computer-Maus und ein Tablet. In der Mitte des Bildes steht: Barrieren überwinden - Apps im Test

Ob im Alltag oder in der Freizeit, zuhause oder unterwegs, als Kommunikations- oder Bedienungshilfen – mit mobilen Anwendungen können Barrieren überwunden werden. In unserer Blogreihe „Barrieren überwinden – Apps im Test“ stellen wir jeden Monat eine App vor, die sich genau das zum Ziel setzt. Dieses Mal im Test: „Wheelmap“.

Was kann die App?

Die „Wheelmap“-App ist die mobile Anwendung der Online-Karte „Wheelmap“, in der öffentlich zugängliche Orte danach bewertet werden, wie gut sie mit dem Rollstuhl zu erreichen sind. Angemeldete Benutzer der „OpenStreetMap“ können in der „Wheelmap“ Orte eintragen und Informationen über die Rollstuhlgerechtigkeit hinzufügen. Unsere Bloggerin Isabell hat während ihres Besuchs in Berlin die App getestet.

Wheelmap“ im Alltags-Test

Rund um den Berliner Spittelmarkt suche ich gemeinsam mit einer Freundin ein stufenlos zugängliches Restaurant. Ich befrage die „Wheelmap“-App. Sie zeigt mir eine kleine Auswahl an Orten. Nur einer ist als „voll rollstuhlgerecht“ markiert, aber auch relativ weit von unserem derzeitigen Standort entfernt. Deshalb entscheiden wir uns für ein als „eingeschränkt rollstuhlgerecht“ gekennzeichnetes Bistro und sind gespannt, ob ich reinkomme. Dort angekommen, stellen wir erfreut fest, dass der Eingang stufenlos ist. Doch drinnen nach wenigen Metern die Überraschung: eine große Stufe auf dem Weg zu den Tischen. Ich will schon umkehren, als der Kellner mir mitteilt, dass wir die Tische über den Hintereingang stufenlos erreichen können. Super – unser gemeinsames Essen ist gerettet.

Auf einen Blick

Name:Wheelmap

Zielgruppe: Menschen mit Mobilitätseinschränkung

Verfügbar für:Smartphones und Tablets mit den Betriebssystemen iOS und Android

Kosten: Kostenlos

Link:www.wheelmap.org

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Fazit unserer App-Testerin

Die „Wheelmap“ ist praktisch und einfach zu bedienen, wenn man mit digitalem Kartenmaterial gut zurechtkommt. Auch bei der Kennzeichnung „eingeschränkt rollstuhlgerecht“ lohnt sich ein Besuch, manchmal sind Orte auf den zweiten Blick doch noch stufenlos zugänglich. Allerdings sind viele Einträge noch nicht kategorisiert. Also: Je mehr Leute mitmachen, desto besser!

 

Linktipps:

Im Interview: „Wheelmap“-Initiator Raul Krauthausen stellt sein Projekt vor

Wie rollstuhlgerecht ist Bonn? Im Rahmen der Aktion #MapMyDay mit der Wheelmap-App unterwegs

Unbehindert aktiv: Wie barrierefrei sind Online-Tools für Menschen mit Behinderung?

Du möchtest dir weitere Video-Tutorials unserer Test-Reihe ansehen? Hier entlang.

Was ist Barrierefreiheit?

Du hast tolle Projektideen für mehr (digitale) Barrierefreiheit? Sieh dir unsere Fördermöglichkeiten an!

 

Redaktionelle Betreuung und Videoproduktion: Lena Hoffmann

(Isabell Rosenberg)


Mit dem Rollstuhl durch Skandinavien

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         Urlaub in Skandinavien: Das heißt Seen, Elche und ganz viel Natur. Aber kann man hier auch barrierefrei Urlaub machen, zum Beispiel mit dem Rollstuhl? Na klar – meint unser Autor Dennis. Und macht im Video Lust auf eine Reise in den Norden:

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Wie bereite ich mich auf meinen (Skandinavien-)Urlaub vor?

Nachdem ich entschieden habe, wohin meine Reise gehen soll, habe suche ich im Internet nach passenden Unterkünften. In meinem Fall sind einige Ausstattungsmerkmale unumgänglich, da ich aufgrund meiner Querschnittslähmung mit dem Rollstuhl unterwegs bin.

Viele Anbieter von Ferienhäusern und Ferienwohnungen bieten die Suchoption „rollstuhlgerecht“ oder „barrierefrei“ an. Allerdings rate ich jedem Interessenten dazu, die Vermieter persönlich anzuschreiben oder anzurufen, um auf Nummer sicher zu gehen. Ich habe zum Beispiel ein rollstuhlgerechtes Ferienhaus gefunden, das im Badezimmer nur eine Badewanne hatte. Die Vermieterin antwortete auf meine Anfrage, dass man in der Badewanne ja schließlich auch sitzt und damit als Rollstuhlfahrer zurechtkommen sollte :-)

Bei meiner Suche habe ich folgende Kriterien in den Fokus genommen und nochmal mit dem Vermieter abgeklärt: Sind die Tür- und Gangbreiten mindestens 60 cm breit? Ist die Dusche ebenerdig und mit dem Rollstuhl befahrbar? Sind Stufen vorm Hauseingang?

Zur Vorbereitung gehören auch ausreichend individuelle Hilfsmittel. Ich habe für jeden Urlaub eine Checkliste, auf der ich eingepacktes Material abhaken kann und die mir hilft, nichts zu vergessen: Die Parkkarte für Menschen mit Behinderungen, sowie der Euro-Schlüssel um Zugang zu den öffentlichen Toiletten zu bekommen stehen hier zum Beispiel drauf. Ihr solltet die Hilfsmittel ergänzen, die für euch persönlich am Wichtigsten sind.

So wird jeder Skandinavien-Urlaub zum Erfolg!
 

10 Gründe, warum man als Rollstuhlfahrer nach Skandinavien muss
 

1. In Dänemark kannst du mit dem PKW bis auf den Strand fahren.

3. In Skandinavien gibt’s für jeden einkaufslustigen Menschen eine Lösung:

3. In Skandinavien gibt’s für jeden einkaufslustigen Menschen eine Lösung.

4. Die Skandinavier sind jederzeit hilfsbereit!

5. Auch eine Fahrt mit der Fähre ist barrierefrei.

6. Der Schlüssel für die öffentlichen WC´s funktioniert auch im Rollstuhl.

7. Nur in Dänemark kannst du das leckere Guf-Eis probieren.

Ein Mann mit einer Rettungsweste und Angel sitzt auf einem Ruderboot.

8. Angeln auf den schwedischen Seen ist ein Muss und total barrierefrei!

Zwei Männer lassen am Strand einen Drachen steigen, einer im Rollstuhl.

9. Die Beschaffenheit am Strand lässt auch Rollstuhlfahren zu – wo Drachensteigen lassen, wenn nicht hier?

10. Und zuletzt: In Skandinavien kannst du einzigartige Natur erleben, die du dir nicht entgehen lassen solltest!

Link-Tipps:

Noch mehr über Dennis: Die Homepage von Sittin' Bull

Im Rolli zum Reggae: Dennis unterwegs in Jamaika

Unheilbar neugierig: MENSCHEN. das magazin über den querschnittsgelähmten Reisejournalisten Andreas Pröve

Gemeinsam unterwegs: MENSCHEN. das magazin über Reiseassistenz und Unterstützung im Urlaub für Menschen mit Behinderung

Zwei Reisevögel auf vier Rädern: Volker und Iris Westermann haben fast die ganze Welt bereist – im Rollstuhl und mit Glasknochenkrankheit

Reisen mit allen Sinnen. Ulrich Steilen über ein Reiseunternehmen, das gemeinsame Touren für blinde, sehbehinderte und sehende Reisegäste veranstaltet

Urlaub – alles inklusiv? Petra Strack über die Tücken einer Reise mit Rollstuhl

Mehr zum Thema „Urlaub und Begegnung“ findet ihr beim Familienratgeber

(Redaktion )

Ein perfekter Tag am Strand – als Rollstuhlfahrer

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Strandkörbe, Fischbrötchen, Dünen und Entspannung: All das gehört irgendwie zu einem Strandurlaub dazu. Was man noch braucht, für einen perfekten Tag an der Ostsee? Luisa hat es mit ihrem Rolli ausprobiert und für uns aufgeschrieben.
 

Ein Weg aus Holzdielen führt auf einen Strand; an seinem Ende stehen ein Rollstuhl und E-Rolli nebeneinander.

Ein barrierefreier Strandzugang

Das Hauptproblem für mich und viele andere Rollstuhlfahrer ist der Sand. Natürlich gehört der am Strand dazu, aber meistens ist er zu weich. Dann sinkt der Rollstuhl ein und ich komme nicht weiter. Nervig! Super sind barrierefreie Strandpromenaden – so eine gibt es zum Beispiel im Badeort Niendorf/Timmendorferstrand. Da haben viele Strandabschnitte einen Holzsteg, über den ich Richtung Wasser und zu unserem Strandkorb fahren konnte.

 

Ein Strand voller Strandkörbe. An einem Strandkorb im Vordergrund hängt nasse Kleidung, daneben steht ein leerer Rollstuhl.

Ein Strandkorb

Ich habe ihn gerade schon angesprochen: den Strandkorb :-) Wer schon mal an der Ostsee war, der weiß, wie windig es da werden kann. In einem Strandkorb fliegt dir der Sand nicht ins Gesicht und du frierst auch nicht so schnell, wenn es wegen dem Wind abkühlt. In meinem Urlaub konnte ich mir einen Strandkorb aussuchen – was ich echt super fand – und der Strandkorbbesitzer war dann so nett und hat ihn mir direkt an den Holzsteg gestellt, sodass ich problemlos aus dem Rollstuhl umsteigen konnte.

 

Der Rücken einer Frau im Badeanzug; sie blickt über das Meer.

Der Blick auf's Meer und ein gutes Buch

Das Meer vor der Nase, das Rauschen der Wellen im Ohr, Sonne und endlich mal Zeit, in Ruhe ein dickes Buch zu lesen. Gibt es was Schöneres?

 

Ein blau-gelber Strand-Rollstuhl mit drei dicken Rädern steht im hohen Dünengras.

Ein Strandrollstuhl

Vor meinem Urlaub, habe ich so einen Rollstuhl noch nie benutzt – deswegen war ich darauf ziemlich gespannt. Er hat im Vergleich zu einem herkömmlichen Rollstuhl viel breitere Reifen, sodass man sich auf dem Sand leichter fortbewegen kann, er ist aus einem leichten Material und hat luftgefüllte Armstützen, wodurch er im Wasser treibt.

Der Vorteil liegt definitiv darin, dass man mit dem Strandrollstuhl viel leichter ins Meer kommt: Er lässt sich auch auf nassem Untergrund bis in die Ostsee ziehen, sodass man direkt im Wasser „aussteigen“ kann. So erspart man sich definitiv den anstrengenden Weg ins Meer. Leider kann man sich damit aber nicht selber fortbewegen, sondern muss von einer weiteren Person gezogen werden.

 

Ein Weg aus Holzdielen führt auf den Strand. An seinem Ende steht eine Frau im Rollstuhl und blickt in den Sonnenuntergang.

Mut und eine warme Decke

Man muss sich ja nichts vormachen: Die Ostsee ist nicht so warm wie das Mittelmeer oder andere Meere im Süden. Während man als Fußgänger Stück für Stück ins kalte Wasser tapsen kann, brauche ich als Rollstuhlfahrer etwas mehr Mut: Im Strandrollstuhl werde ich in einer liegenden Position ins Wasser geschoben und bin dann direkt mit dem ganzen Körper im Wasser. Wer drin ist, ist drin! Umso schöner, sich danach mit einer kuscheligen Decke aufzuwärmen.

 

Unsere Autorin Luisa lachend im rot-weiß gestreiften Strandkorb.

Humor

Wie fast immer, wenn man mit dem Rollstuhl unterwegs ist, schadet es nicht, die Dinge mit Humor zu nehmen. Zum Beispiel, wenn du auf einem bunten Strandrollstuhl durch die Gegend gezogen wirst und dich die verständnislosen Blicke anderer Strandbesucher treffen, die nicht wissen, was das überhaupt ist. Oder wenn du bei einem Thermenbesuch im Strandort von der Dame an der Kasse darauf hingewiesen wirst, dass die Umkleiden „die Treppe runter“ sind. Oder auch, wenn sich die vorhandene Umkleidekabine für Menschen mit Behinderung als Toilette mit ein paar kleinen Spinds entpuppt, es keine Dusche für gehbehinderte Menschen gibt und der Saunabereich nur über sehr viele Treppen zu erreichen ist ;-)

 

Blick vom Strand auf das Meer. Der Himmel ist orange, es ist Sonnenuntergang.

Nette Menschen

Egal, wie die baulichen Gegenbenheiten sind, hilfsbereite Menschen können noch einiges an der Situation ändern: Bei uns war das der sehr nette Strandkorbbesitzer, der kurzerhand das Schloss des Strandrollstuhls eigenhändig aufsägte, da es eingerostet war oder der Bademeister, der mir in der Therme anbot, mich die Treppen hochzutragen.

 

Link-Tipps:

Mit dem Rollstuhl durch Skandinavien: Dennis macht Urlaub im hohen Norden

Im Rolli zum Reggae: Dennis unterwegs in Jamaika

Unheilbar neugierig: MENSCHEN. das magazin über den querschnittsgelähmten Reisejournalisten Andreas Pröve

Gemeinsam unterwegs: MENSCHEN. das magazin über Reiseassistenz und Unterstützung im Urlaub für Menschen mit Behinderung

Zwei Reisevögel auf vier Rädern: Volker und Iris Westermann haben fast die ganze Welt bereist – im Rollstuhl und mit Glasknochenkrankheit

Reisen mit allen Sinnen: Ein Reiseunternehmen veranstaltet gemeinsame Touren für blinde, sehbehinderte und sehende Reisegäste

Urlaub – alles inklusiv? Über die Tücken einer Reise mit Rollstuhl

Mehr zum Thema „Urlaub und Begegnung“ findet ihr beim Familienratgeber

(Luisa Eichler)

Apps im Test (4) - Lern Lormen

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Video-Tutorial: So funktioniert die AppWeitere Tests unserer Blogreihe „Barrieren überwinden – Apps im Test“

Be My Eyes

SiGame

Wheelmap

Eine Grafik, auf der die Arme von vier Personen zusehen sind. Sie bedienen unterschiedliche mobile Geräte. Zu sehen ist ein Handy, ein Laptop, eine Computer-Maus und ein Tablet. In der Mitte des Bildes steht: Barrieren überwinden - Apps im Test

Ob im Alltag oder in der Freizeit, zuhause oder unterwegs, als Kommunikations- oder Bedienungshilfen – mit mobilen Anwendungen können Barrieren überwunden werden. In unserer Blogreihe „Barrieren überwinden – Apps im Test“ stellen wir jeden Monat eine App vor, die sich genau das zum Ziel setzt. Dieses Mal im Test: „Lern Lormen“.
 

Was kann die App?

Mit der „Lern Lormen“-App können die Buchstaben des Lorm-Alphabets gelernt werden. Neben verschiedenen Lern-Spielen stellt die App auch Informationen zur Praxis und Geschichte des Lormens bereit. Das Lormen ist ein System, mit dem viele taubblinde und stark hörsehbehinderte Menschen kommunizieren. Lena hat die App getestet.

„Lern Lormen“ im Alltags-Test

„Toll! Berta darf Georg heiraten“ – ein komischer Satz, denke ich. Aber er hilft. T, B, D, G und H sind damit klar: kurze Abstriche auf den Fingern, angefangen mit dem T auf dem Daumen, dann B auf dem Zeigefinger usw.

Die „Lern Lormen“-App führt mich sehr gut an die Kommunikationstechnik taubblinder Menschen heran. Schnell hangele ich mich von einer Lektion zur nächsten. Dabei rufe ich mir die Eselsbrücken ins Gedächtnis, auf die ich im Einführungstext gestoßen bin:

M wie mini, S wie Sonne, K wie Knopf, R wie Regen.

Umso weiter ich komme, desto öfter muss ich jedoch feststellen, dass die App nicht alle Buchstaben einwandfrei erkennt. Gerade wenn ich mehrere Stellen gleichzeitig berühren muss – wie beim SCH – stellt sie sich quer. Dann bleibt mir nur eins: „Buchstabe überspringen“. Nach einigen Versuchen finde ich zum Glück heraus, wie ich die Bewegungen am besten ausführen muss, und schaffe es so bis in die Lektion, wo ich ganze Sätze lormen darf. Bei „Diese Gabel ist aus Gold“ fällt mir plötzlich auf, dass ich gar nicht mehr an Bertas und Georgs glückliche Heirat zu denken brauche.

Auf einen Blick

Name: Lern Lormen

Zielgruppe: Menschen, die das Lorm-Alphabet lernen möchten. Für Menschen mit Sehbehinderung nur eingeschränkt nutzbar.

Verfügbar für: Smartphones und Tablets mit den Betriebssystemen iOS und Android

Kosten: Kostenlos

Link:www.szb.ch/hilfsmittelfuerblindeundsehbehinderte/digital-tools/lern-lormen-app

Sehen Sie auch das Video zu diesem Beitrag

Fazit unserer App-Testerin

„Lern Lormen“ ist nicht nur eine tolle Lern-App. Sie macht auch auf eine Kommunikationsform aufmerksam, die vielen noch kein Begriff ist. Ich wurde in den letzten Wochen immer wieder gefragt: „Lern ... was?“ und konnte dann erklären, was Lormen ist. Ich hoffe, dass die App ein paar meiner Freundinnen und Freunde inspiriert hat mitzumachen. Denn die Anwendung und das Empfangen von gelormten Wörtern kann ich nicht mit einer App lernen.

 

Linktipps:

Mit der Lorm Hand über größere Entfernungen kommunizieren. Designforscher Tom Bieling spricht über sein Projekt und wie Inklusion durch Technik erreicht werden kann.

Neue Ideen schaffen neue Nähe. Hier geht's zu unserer Kampagnenseite.

Was ist Barrierefreiheit?

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Du möchtest dir weitere Video-Tutorials unserer Test-Reihe ansehen? Hier entlang.

 

Redaktionelle Betreuung und Videoproduktion: Lena Hoffmann

(Redaktion )

"Das Bein ist halt ab."

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Daniela tanzt auf einem Bein auf einer Wiese. Um sie herum sind ein Schallplattenspieler und Lautsprecherboxen gezeichnet.

Prothese tragen: Ja oder nein? Daniela ist auf einem Bein unterwegs und das kann jeder sehen, denn sie trägt keine Prothese. Auch Denise hat ein Bein – und viele Prothesen. Für uns haben die beiden aufgeschrieben, warum sie sich für oder gegen das Hilfsmittel entschieden haben.ProDenise Schindler

Meine Leidenschaft ist das Radfahren. Und das, obwohl ich bei einem Unfall mit zwei Jahren meinen rechten Unterschenkel verloren habe. Dass das geht, habe ich – neben meinen Eltern und tollen Medizinern – vor allem einer zu verdanken: meiner Prothese.

Ob ich eine Prothese tragen möchte, war für mich nie eine Frage: natürlich. Als Kind war das ein ganz normaler Bestandteil der Reha. Ohne kann ich schließlich nicht laufen. Mit Krücken kommt man nicht so weit, wie man möchte, belastet das andere Bein zu sehr und kann auch nichts wirklich in der Hand halten. Für mich ist die Prothese ein Hilfsmittel, mit dem ich mich frei bewegen kann, mit dem ich tun kann, was ich möchte. Genauso wie manche Menschen eine Brille nutzen, trage ich eine Prothese. Sie gibt mir ein bisschen Freiheit zurück.

Natürlich gibt es auch Nachteile: Wenn ich meine Prothese trage, kann ich nicht mal eben in den See springen, sondern brauche eine Schwimmprothese. Und ich muss immer einen ganzen Koffer Ersatzprothesen mit dabei haben. Ich weiß auch, dass es dauern kann, bis man eine richtig passende Prothese gefunden hat. Deswegen wünsche ich mir noch bessere Technologien, die mehr auf die Bedürfnisse des einzelnen Patienten abgestimmt werden können. Und dann werde ich vielleicht auch mal mit Anlauf und Prothese in den See springen.

KontraDaniela Herrmann

„Warum müssen Sie denn noch so rumlaufen? Es gibt heute doch schon so tolle Prothesen!“

Stimmt, gibt es. Aber ich fühle mich eben ohne komplett. Ich bin ein selbstständig denkender Mensch und ich habe mir nach meinem Unfall freiwillig (!) ausgesucht, 'so rumzulaufen'.

Ohne Prothese kann ich meine Schuhe zubinden, weil ich die Schuhe mit den Armen noch erreiche, meine Organe werden nicht zusammengequetscht und es lässt sich viel besser tanzen.

Ich denke, für Menschen mit zwei Beinen ist der Gedanke, ein Bein zu verlieren, schlimm. Sie tröstet es vielleicht, dass es Prothesen gibt. Die kann man anziehen und dann ist fast alles wie früher – als das zweite Bein noch da war, nur war das halt voll mit Blut und Muskeln und ein bisschen Fett. Die Prothese ist kalt und unbequem.

Ich wünsche mir flexibleres Denken. Nur weil mein Körper anders aussieht als der von vielen anderen, heißt das nicht, dass ich anstrebe, (wieder) wie die Masse auszusehen. Natürlich muss und sollte das jeder für sich selbst entscheiden. Prothese, Exoskelett ... – von mir aus.

Nur für mich, mich ganz persönlich, ist es nicht das Richtige.

Meine Prothese in Action kennen nur mein Prothesenbauer, meine Physiotherapeuten und ich. Ich trage sie allein aus gesundheitlichen Gründen und nicht öfter als nötig.

Im Alltag bin ich einfach ich. Ohne Computerknie und Ladekabel am Bein. Ich freue mich lieber über die skurrilen Begegnungen im Alltag. Den kleinen Jungen, der seine Mama fragt, ob ich ein Flamingo bin, und nicht versteht, warum seine Mama und ich darüber so laut lachen.

Denise trägt eine Unterschenkel-Prothese. In einem Filmstudio übt sie zusammen mit einem Mädchen Capoeira.

 

Link-Tipps:

Jede neue Idee kann uns näher bringen: Seht euch Denise hier in unserem Video "Die neue Nähe" an

Stolz statt Vorurteile: Junge Menschen mit Behinderung präsentieren sich selbstbewusst im Netz.

Technik als Motor der Inklusion? Interview mit Enno Park über Cyborgs und technische Innovationen.

Mitleid-Crisis: Wenn Sportler mit Prothesen weiter springen als ihre nicht-behinderten Kollegen, fängt die Diskussion an.

(Redaktion )

Apps im Test (5) - ColorVisor

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Video-Tutorial: So funktioniert die AppWeitere Tests unserer Blogreihe „Barrieren überwinden – Apps im Test“

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SiGame

Wheelmap

Lern Lormen

Eine Grafik, auf der die Arme von vier Personen zusehen sind. Sie bedienen unterschiedliche mobile Geräte. Zu sehen ist ein Handy, ein Laptop, eine Computer-Maus und ein Tablet. In der Mitte des Bildes steht: Barrieren überwinden - Apps im Test

Ob im Alltag oder in der Freizeit, zuhause oder unterwegs, als Kommunikations- oder Bedienungshilfen – mit mobilen Anwendungen können Barrieren überwunden werden. In unserer Blogreihe „Barrieren überwinden – Apps im Test“ stellen wir jeden Monat eine App vor, die sich genau das zum Ziel setzt. Dieses Mal im Test: „ColorVisor“.
 

Was kann die App?

Mit der „ColorVisor“-App können Farben über die Handykamera oder auf Fotos und Bildern erkannt werden. Unser Autor Michael hat die App dem Alltags-Test unterzogen.

ColorVisor“ im Alltags-Test

Vertrauen ist gut, Kontrolle macht Spaß. Daher möchte ich die Augenfarbe einer gewissen jungen Frau überprüfen. Sie hatte mir gesagt, sie habe dunkelbraune Augen mit einem leichten Grünton. Die Augenfarbe einer Person zu bestimmen, das ist für einen Blinden mit der „ColorVisor“-App möglich. Augen haben ja nie nur eine Farbe, wie mir auch die App bestätigt: „Rostbraun“ – kurze Pause – „Grau“ – dann tatsächlich „Moosgrün“. Das Grau hatte sich wegen der Reflexion des nahegelegenen Fensters dazwischen geschmuggelt. Insgesamt kann „ColorVisor“ erstaunlich viele Farbnuancen erkennen. Wenn man geduldig mit dem Finger auf dem Suchfokus bleibt, werden die Angaben sehr genau.

Bei dunklen Farben wie Blau und Schwarz ist die App nicht immer zuverlässig – Verwechslungsgefahr. Auch Weiß ist für jede Farberkennung nur schwierig zu bestimmen, da es hier immer auf die Lichtverhältnisse ankommt. „ColorVisor“ bietet die Möglichkeit, Farben in einer Farbtabelle zu speichern und zu verändern. Das ist aber ohne Sehen nicht sehr spannend. Dann mache ich Fotos und versuche, darauf die Farben zu erkennen. Dafür bewege ich meinen Finger an verschiedene Stellen im Bild. Leider sind die Fotos ziemlich klein und nicht zentriert angeordnet. Das macht die Bedienung schwieriger. Außerdem erkennt die App meine Bewegungen nur sehr ungenau. Daher lieber im Live-Modus bleiben!

Auf einen Blick

Name: ColorVisor

Zielgruppe: Blinde, Menschen mit Sehbehinderung, Menschen mit Farbsehschwäche, „Farbinteressierte“

Verfügbar für: iPhone, iPad, iPod touch

Kosten: 4,99 €

Link: visorapps.com

 

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Fazit unseres App-Testers

ColorVisor“ ist eine intuitiv bedienbare App. Das Voice-Over funktioniert reibungslos. Farben von Klamotten und Möbeln werden gut erkannt. So kann man sich stilsicher anziehen und viele neue Farben in der Wohnung oder draußen in der Natur entdecken.

 

Link-Tipps:

Der blinde Informatiker Jan Blüher hat die „ColorVisor“-App entwickelt. Lies dir hier unser Porträt über ihn durch.

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Was ist Barrierefreiheit?

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Redaktionelle Betreuung und Videoproduktion: Lena Hoffmann

(Michael Wahl)

„Ein grandioses Gefühl“

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Cybathlon

Am 8. Oktober schnuppert André van Rüschen Wettkampf-Luft. Dann nimmt er am Cybathlon in der Schweiz teil. Der Cybathlon ist der erste weltweite Wettkampf für Menschen mit körperlichen Behinderungen, die moderne technische Assistenzsysteme nutzen. Zum Beispiel bei einem Hindernis-Parcours für Träger von Exoskeletten oder bei einem Fahrradrennen mit elektrischer Muskelstimulation. Beim Cybathlon lautet das Motto aber nicht „schneller, höher, weiter“. Vielmehr geht es darum, dass Menschen mit Behinderung und dem Einsatz von moderner Technik Alltagsaufgaben meistern. In sechs Disziplinen gehen die Teams–  bestehend aus Piloten, Ingenieuren und Trainern– an den Start.

Mehr zum Cybathlon erfahren

André steht mit Exoskelett in einem Filmstudio und klatscht sich mit einem Jungen ab.

Vielleicht kennt ihr André van Rüschen schon aus unserem Kampagnen-Film „Die neue Nähe“. André ist querschnittsgelähmt. Bei einem Autounfall brach er sich den 12. Brustwirbel, sein Rückenmark wurde durchtrennt. Trotzdem ist er seit drei Jahren wieder auf beiden Beinen unterwegs. Möglich ist das mit Hilfe eines Exoskeletts.

„Das Exoskelett ist eine motorisierte Prothese“, erklärt André. „Es ist ein Hilfsmittel für Querschnittsgelähmte, die überhaupt nicht mehr laufen können.“ Links und rechts an den Beinen sitzen Schienen, die mit Motoren und Getrieben gekoppelt sind. Am Handgelenk trägt André eine Art Armband-Uhr. Damit kann er verschiedene Programme auswählen, zum Beispiel „Aufstehen“, „Losgehen“, „Treppe auf“, „Treppe ab“ oder „Sitzen“. Erst wenn er auf der Uhr „Losgehen“ auswählt und sich dann in einem bestimmten Winkel nach vorne neigt, geht es auch wirklich los. Den Neigungs-Winkel kann er selbst festlegen. Für den nächsten Schritt beugt er sich wieder nach vorne, und so weiter. „Im Prinzip kann man es sich vorstellen wie beim Autofahren“, sagt André. „Mit der Uhr lege ich den Gang ein. Aber erst wenn ich mich nach vorne neige, also Gas gebe, macht das System den ersten Schritt.“

Der große Friese ist die ideale Testperson

Zehn Jahre saß André nach seinem Autounfall im Jahr 2003 im Rollstuhl. Während dieser Zeit hat er immer gehofft, irgendwann wieder laufen zu können. „Die Hoffnung stirbt nie“, sagt er rückblickend, „aber das war natürlich eine sehr lange Zeit.“ Dann machte er Bekanntschaft mit einer technischen Neuheit: dem Exoskelett. In einer Rollstuhl-Zeitung suchte die Hersteller-Firma „ReWalk“ per Anzeige nach Testpersonen. „Ich dachte zwar nicht, dass die mich nehmen“, erinnert sich André, „habe mich aber trotzdem per E-Mail beworben.“ André ist 1,93 Meter und wiegt 90 Kilo. Die ideale Testperson, um herauszufinden, ob das Exoskelett auch noch bei großen und schweren Menschen Leistung bringt. „Die Firma ReWalk stammt aus Israel. Die israelischen Kollegen sind eher klein und zart, eher so 1,60 Meter und 60 Kilo.“ Da kam ein großer, schwerer Friese gerade recht, um das System an seine Grenze zu führen.

André nutzt das Exoskelett täglich

 „Als ich die ersten Schritte mit dem Exoskelett machte, das war schon ein grandioses Gefühl. Emotional ist das unbeschreiblich“, erinnert er sich. Seither nutzt André das Gerät täglich. Zu Hause im Garten, zum Einkaufen oder wenn er beruflich unterwegs ist. Manchmal nur zwanzig Minuten, manchmal fast den ganzen Tag. Die Energie der Batterien reicht für vier Stunden Laufen ohne Unterbrechung. Das bedeutet in etwa eine Reichweite von zehn bis zwölf Kilometern. Das Exoskelett wiegt 27 Kilo. Davon merkt André selbst aber praktisch nichts, weil sich die ganze Apparatur selbst trägt. Wie im Film „Die neue Nähe“ zu sehen ist, kann man es frei in den Raum stellen.

Neue Wege gehen

Das Exoskelett hat Andrés Leben umgekrempelt. Jahre lang hatte er durch das Sitzen im Rollstuhl gesundheitliche Probleme: Blasenentzündung, Rückenschmerzen und Spastiken in den Beinen. Er schluckte so lange Antibiotika, bis diese nicht mehr wirkten. „Seitdem ich täglich wieder laufe, sind all diese Probleme verschwunden“, erzählt er. „Tabletten nehme ich keine mehr.“ Vor dem Unfall war André Auto-Lackierer und hat als Meister eine Werkstatt geleitet. Jetzt arbeitet er für die Firma ReWalk und stellt das Exoskelett in Kranken- und Sanitätshäusern in ganz Europa vor. Andrés Sohn kannte ihn früher nur im Rollstuhl. Für ihn ist es toll, zusammen mit seinem Vater durch die Stadt zu laufen. Und auch Andrés Frau genießt die gemeinsamen Spaziergänge und die Umarmungen auf Augenhöhe.

 

Link-Tipps:

Lust auf noch mehr Innovationen? Lies unser aktuelles Magazin „Menschen“ mit dem Fokus Technik.

Neue Ideen schaffen neue Nähe. Hier geht's zu unserer Webseite.

(Ulrich Steilen)

Behinderung im Kino – 5 Filme im Schnell-Test

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Zwei Frauen sitzen auf einem Sofa. Sie essen Popcorn und gucken sich eine DVD an.

Draußen wird es langsam ungemütlich – aber wir finden das gar nicht so schlimm. Denn das heißt auch: Zeit für Popcorn und Filmabende auf der Couch. Unsere Autorin Lea hat sich für euch ein paar Filme angeguckt, in denen auch Menschen mit Behinderung eine Rolle spielen. Welche Filme ihr davon gefallen haben, könnt ihr hier lesen.

Zwei Männer und eine Frau sitzen nebeneinander auf einer Bank. Der Mann ganz rechts guckt durch ein Fernglas. Alle drei schauen in die Ferne, die Gesichter sind ernst.

Film: Renn, wenn du kannst

Darum geht's: Ben, der seit einem Unfall querschnittsgelähmt ist, begegnet dem Leben und seinen Mitmenschen mit einer Mischung aus Zynismus und Verachtung. Liebe, Freundschaft, Freude – für Ben scheint das alles unerreichbar. Sein neuer Zivi Christian lässt sich von diesem Pessimismus allerdings nicht beeindrucken und gewinnt damit Bens Respekt. Als sich beide in die Cellistin Annika verlieben, entwickelt sich zwischen den dreien eine explosive Mischung aus Freundschaft, Liebe und Zuneigung.

Diese Behinderung ist zu sehen:Tetraplegie

Die Figur mit Behinderung wird von einem Menschen mit Behinderung gespielt: Nein

Die Darstellung der Behinderung:Robert Gwisdeküberzeugt mich als Ben vollkommen. Seine Sehnsucht nach echter Liebe wird deutlich gezeigt. Alltagsprobleme, wie zum Beispiel Hilfe beim Duschen oder auf der Toilette anzunehmen, werden überzeugend gezeigt. Auch Beziehungen, wie die zwischen Ben, Christian und Annika, sind realistisch dargestellt und durchaus auch im echten Leben vorstellbar.

Eine Frau und ein Mann schauen sich lächelnd an. Die Frau sitzt auf dem Schoss des Mannes. Der Mann sitzt im Rollstuhl.

Film: Ein ganzes halbes Jahr

Darum geht's: Ein halbes Jahr, solange soll Louisas neuer Job dauern. In dieser Zeit betreut sie Will, der seit einem Unfall im Rollstuhl sitzt und auf Assistenz angewiesen ist. Will hat jeden Lebenswillen verloren, nach einem gescheiterten Selbstmordversuch möchte er sein Leben mit Sterbehilfe beenden. Nur auf Wunsch seiner Mutter gibt er dem Leben noch weitere sechs Monate eine Chance. Eine Chance, die auch Louisa nutzen will, um Will zu beweisen, dass das Leben doch sehr lebenswert ist. Schnell kommen die beiden sich näher – doch kann Louisa ihn rechtzeitig von seinem Wunsch zu sterben abbringen?

Diese Behinderung ist zu sehen: Tetraplegie

Die Figur mit Behinderung wird von einem Menschen mit Behinderung gespielt: Nein

Die Darstellung der Behinderung: Ich weiß, dass der Film von vielen kritisiert wurde. Mir gefällt Wills Darstellung der Behinderung allerdings sehr. Er spielt sehr stark, wenn seine Anfälligkeit für Schwäche und Krankheiten gezeigt wird. Außerdem ruft seine frühere Leidenschaft für Sport eine tiefe Melancholie in ihm hervor, was ebenfalls sehr gut dargestellt wird.

Film: Die Kunst sich die Schuhe zu binden

Darum geht's: Für Alex läuft es nicht so gut: Erst verliert er seinen Job, dann verlässt Freundin Lisa ihn auch noch. Wie gut, dass das Arbeitsamt schon etwas Neues für ihn parat hat: Alex soll als Betreuer in einer Einrichtung für Menschen mit Behinderung arbeiten. Ein echter Glücksfall für die Bewohner Kjell-Ake, Filippa, Ebbe, Katarina, Kristina und Leif, deren Alltag dort an Eintönigkeit kaum zu überbieten ist. Während sie bisher täglich dazu gezwungen wurden, das Schuhe-Binden zu üben – eine Aufgabe, die keinem von ihnen gelingt –, mischt Alex die bürokratischen Strukturen ordentlich auf und versucht, die individuellen Stärken der Bewohner zu fördern, auch gegen den Widerstand von oben.

Diese Behinderung ist zu sehen: Geistige Behinderung, meist Down-Syndrom

Die Figur mit Behinderung wird von einem Menschen mit Behinderung gespielt: Ja

Die Darstellung der Behinderung: Beim Film handelt es sich um ein kleines Projekt mit geringem Budget, das mit einer Theatergruppe von Menschen mit geistiger Behinderung umgesetzt wurde. Sie haben im Alltag häufig damit zu kämpfen, nicht ernst genommen zu werden. Die Darstellung dieses Aspekts ist im Film richtig gut gelungen. Für mich war „Die Kunst sich die Schuhe zu binden“, wahrscheinlich aufgrund der einfach gehaltenen Szenenbilder, Liebe auf den zweiten Blick – wenn man sich jedoch auf ihn einlässt, ist er ein richtig starker Film.

Sechs Menschen laufen auf die Kamera zu. Sie alle tragen weiße Kleidung und eine orange Jacke.

Vier Menschen, die dicke Jacken und Winterjacken tragen, gucken ernst in die Kamera. Sie stehen draußen in einer tristen Winterlandschaft..

Film: 4 Könige

Darum geht's: Weihnachten, das Fest der Liebe? Nicht für Lara, Fedja, Alex und Timo. Alle vier verbringen Weihnachten in der Jugendpsychiatrie. Desillusioniert, traumatisiert, aggressiv – die meisten Menschen aus ihrem Umfeld haben die Jugendlichen längst aufgegeben. Dr. Wolff, der Weihnachten mit den Vieren verbringt, sieht das allerdings ganz anders. Zusammen erleben sie ein besonderes und für alle einzigartiges Weihnachtsfest.

Diese Behinderung ist zu sehen: Psychische Erkrankungen und Traumata

Die Figur mit Behinderung wird von einem Menschen mit Behinderung gespielt: Nein

Die Darstellung der Behinderung: Die fünf Hauptdarsteller spielen mit Leidenschaft und zeigen, wie schwer es mit einer psychischen Erkrankung sein kann, mit sich oder mit Außenstehenden zurechtzukommen. Trotzdem konnte die Darstellung der Behinderung mich nicht komplett überzeugen. Die Probleme der Figuren, zum Beispiel, wenn sie aus Angst plötzlich wütend werden, werden leider nur angeschnitten.

Film: Die Entdeckung der Unendlichkeit

Darum geht's:„Die Entdeckung der Unendlichkeit“ erzählt die Liebesgeschichte des weltberühmten Astrophysikers Stephen Hawking und seiner ersten Frau Jane Hawking. Stephen und Jane lernen sich an der Universität Cambridge kennen, an der Stephen zu Singularität forscht. Als bei Stephen die Krankheit ALS diagnostiziert wird, wirft es den talentierten, jungen Forscher völlig aus der Bahn, auch seine Beziehung zu Jane wird auf eine harte Probe gestellt. Doch es ist Jane, die nicht bereit ist, ihre Liebe aufzugeben, und weiterhin für sie beide kämpft.

Diese Behinderung ist zu sehen:ALS (Amyotrophe Lateralsklerose)

Die Figur mit Behinderung wird von einem Menschen mit Behinderung gespielt: Nein

Die Darstellung der Behinderung: Die Verkörperung durch Eddie Redmayne ist großartig, und er hat zu Recht einen Oscar für seine Darstellung erhalten. Durch diesen Film wird Stephen Hawking für viele Menschen viel mehr als nur das „Genie im Rollstuhl“. Im Film wird der Verlauf von HawkingsALS-Erkrankung gezeigt, was Redmayne sehr eindrucksvoll und mit allen Schattierungen spielt.

Eine Frau und ein Mann schauen sich an. Der Mann lächelt. Sie sind schick gekleidet, im Hintergrund sieht man eine Feier.

Auf einem roten Sofa liegt eine schwarz-weiße Decke. Auf der Decke steht eine weiße Schüssel, die mit Popcorn gefüllt ist.

Mein Fazit

Einige Filmemacher beschäftigen sich schon mit den Themen „Behinderung“ und „Inklusion“, was ich gut finde – genauso wie die Tatsache, dass Behinderung auch vielseitig gezeigt wird. Also der Fokus liegt zum Beispiel nicht nur auf Menschen, die einen Rollstuhl nutzen. Trotzdem wünsche ich mir, dass die Filmszene inklusiver wird. Warum werden die allermeisten Rollen immer noch von Menschen ohne Behinderung gespielt? Hier muss noch viel passieren, finde ich.

Ein Text von Lea Voitel

 

Link-Tipps:

Filmreife Behinderung: Über die Darstellung von Behinderungen im Film.

Mal anders betrachtet: Der Kurzfilm „46/47“ wechselt die Perspektive – „normal“ ist, wer 47 Chromosomen hat.

Ein Film über das Sehen: „Auf den zweiten Blick“ erzählt von drei Paaren mit Sehbehinderung – aber nicht Blindheit ist das Thema.

Optimistisch und warmherzig: Der Film „The Sessions“ lässt die Zuschauer in eine für die meisten von ihnen wohl unbekannte Welt eintauchen.

„Be My Baby“ – Meine erste Filmerfahrung: Carina Kühne bei den Dreharbeiten für einen besonderen Spielfilm.

(Redaktion )


Und dann wird deine Losnummer zur Glückszahl

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Zwei Frauen sitzen an einem Tisch. Sie unterhalten sich.

Habt ihr euch auch schon gefragt, wie das ist bei der Aktion Mensch zu gewinnen? Seid ihr neugierig gewesen, was das für Menschen sind, deren Losnummer zur Glückszahl wird? Und was sie mit dem Gewinn machen? Unsere Autorin May-Lin hat Andrea getroffen – eine unserer Gewinnerinnen.

Ich treffe Andrea in Köln. Strahlend öffnet sie die Tür, bietet mir einen Kaffee an und das „Du". Dann fängt sie an zu erzählen. Von ihrem Leben in Italien – dort lebte sie für eine Weile und war auf der Suche nach einer neuen Richtung für ihr Leben. Sie träumte davon, sich selbstständig zu machen, aber der letzte Funke Mut fehlte damals noch. Kurz vor ihrer Abreise aus Italien in Richtung Heimat kaufte sie sich dann noch ihr Aktion Mensch-Los – von ihrem „letzten Geld", wie sie mir lachend erzählt. „Denn bei der Aktion Mensch wusste ich, ich kann nur gewinnen. Wenn nichts Bares, dann unterstütze ich immer noch viele soziale Projekte. Der Gedanke überzeugte mich." Nach ungefähr zwei Monaten passierte dann die große Überraschung: Als Andrea den Briefkasten leerte, fand sie Post von Aktion Mensch. „Natürlich habe ich zuerst gedacht, es sei Werbung. Doch dann stand da, dass ich gewonnen habe. Das konnte ich gar nicht glauben!", sagt sie. Erst als ein paar Tage später ein zweiter Brief kam, realisierte sie: „Ich habe tatsächlich gewonnen!"

Wir alle wollen doch frei sein

„Der Gewinn bei der Aktion Mensch motivierte mich zu sagen: 'Okay, jetzt erfülle ich mir meinen beruflichen Lebenstraum'". Das hat sie getan. Heute führt Andrea ihr eigenes Unternehmen, das sie gründete, kurz nachdem sie bei der Aktion Mensch gewonnen hatte. Sie arbeitet in einem Team mit sechs Angestellten und zusammen unterstützen sie Menschen mit geistiger, psychischer oder körperlicher Behinderung im Alltag. „Das ist es, was mich an meiner Arbeit glücklich macht. Zu sehen, dass ich Menschen ein bisschen mehr Selbstständigkeit in ihr Leben bringen kann. Wir alle wollen doch frei sein.“

Kein Gold, kein Glitzer Glitzer

Das ist also eine Aktion Mensch-Gewinnerin. Kein Porsche im Innenhof, kein Kronleuchter an der Decke, keine Klunker am Körper... Nein, im Gegenteil. Am Ende meines Besuchs bestätigt sich mein erster Eindruck: Diese Gewinnerin hat ein großes Herz und ist angenehm bodenständig. Eine wie du und ich.

Und Andreas Geschichte zeigt mir: Es lohnt sich, an seine Träume zu glauben und mutig zu sein. Denn man weiß nie, wann das Glück zuschlägt. Meistens, wenn man gar nicht damit rechnet :-)

Ein Blog-Beitrag von May-Lin Torwegge

 

Links

Du willst dir auch deine Träume erfüllen? Mit einem Los von uns klappt das vielleicht. Sei dabei!

Dein Aktion Mensch-Los fördert jeden Monat bis zu 1.000 soziale Projekte. Einige kannst du bei uns näher kennenlernen.

Geteiltes Glück ist doppeltes Glück - unsere Gewinnerin Carmen besucht ein Förderprojekt

E-Mails zum Frühstück

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Eine Frau sitzt vor einem Laptop. In der einen Hand hält sie eine große Kaffetasse, in der anderen ein Smartphone.

„Es gibt viele Medien, die im Alltag sehr nützlich sind. Man kann sich gar nicht mehr vorstellen, wie man ohne diese zurechtkommt.“ Wir wollten wissen, welche Medien Menschen mit Behinderung nutzen und haben dazu eine repräsentative Umfrage gemacht. Auch Carina, die selbst das Down-Syndrom hat, hat sich Gedanken gemacht und für uns aufgeschrieben, wie sie sich im Alltag informiert.

Es ist schon erstaunlich, wie sehr die Medien meinen Alltag bestimmen. Ich nutze sie nicht nur, um mich zu informieren, sondern auch, um selbst Informationen weiterzugeben. Gleich morgens schaue ich erst einmal auf meinem Smartphone, wie das Wetter wird. Schließlich muss man ja wissen, was man anziehen soll. Seit ich mich selbständig gemacht habe, rufe ich gleich nach dem Frühstück meine E-Mails ab, um zu sehen, ob ich neue Anfragen und Einladungen bekommen habe. Ich werde zu Fernsehsendungen und Radiosendungen eingeladen oder werde gefragt, ob Zeitungen wie „Spiegel online“, „Bild“ oder „Die Welt“ Artikel über mich schreiben dürfen. Hochschulen und Selbsthilfegruppen fragen an, ob ich einen Vortrag über Inklusion halten würde. Dann nutze ich das Internet, um mich auf meine Vorträge vorzubereiten.

Bloggen für Inklusion

Außerdem nutze ich Facebook für Kontakte zu meinen Freunden. Dort gibt es auch immer sehr interessante Informationen. Instagram und Twitter benutze ich noch nicht so oft. Aber YouTube nutze ich gerne. Ich lade Filme hoch oder schaue mir welche an. Ich nutze auch XING, ein soziales Netzwerk für berufliche Kontakte. Immer, wenn mich etwas interessiert, google ich danach und bekomme sofort die gewünschten Informationen und kann auch jederzeit die Nachrichten schauen. Meine Homepage und mein Blog nutze ich, um mich als Aktivistin für Inklusion einzusetzen.

Das Smartphone ist immer dabei

So ein Smartphone ist schon eine tolle Sache. Ich nutze es täglich, weil es leicht zu bedienen ist und auch unterwegs gut mit einem mobilen Internet genutzt werden kann. Auf WhatsApp kann ich schnell Kurznachrichten senden oder bekommen.

In mein Navigationsprogramm kann ich Ziele einspeichern und mir den Weg weisen lassen. Wenn ich öffentliche Verkehrsmittel nutze, kann ich mir mit einer App die Verbindungen anzeigen lassen. Wenn mein Zug Verspätung hat, kann ich mich informieren und neue Verbindungen anzeigen lassen.

„Die meisten Informationen hole ich mir über das Internet.“

Für die Kommunikation sind unsere Medien sehr wichtig. Natürlich nutze ich das Telefon auch zum Telefonieren und schaue fern oder höre Radio, aber die meisten Informationen hole ich mir doch über das Internet.

 

Link-Tipps:

Mehr Infos zur Mediennutzungs-Umfrage 2016 und die komplette Studie als Download gibt's hier.

Kennst du unsere Blogreihe „Barrieren überwinden – Apps im Test“ schon? Hier geht's zu den Video-Tutorials.

(Carina Kühne)

Apps im Test (6) - Irmgard

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Video-Tutorial: So funktioniert die AppWeitere Tests unserer Blogreihe „Barrieren überwinden – Apps im Test“

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Eine Grafik, auf der die Arme von vier Personen zusehen sind. Sie bedienen unterschiedliche mobile Geräte. Zu sehen ist ein Handy, ein Laptop, eine Computer-Maus und ein Tablet. In der Mitte des Bildes steht: Barrieren überwinden - Apps im Test

Ob im Alltag oder in der Freizeit, zuhause oder unterwegs, als Kommunikations- oder Bedienungshilfen – mit mobilen Anwendungen können Barrieren überwunden werden. In unserer Blogreihe „Barrieren überwinden – Apps im Test“ stellen wir jeden Monat eine App vor, die sich genau das zum Ziel setzt. Dieses Mal im Test: „IRMGARD“.
 

Was kann die App?

Mit der „IRMGARD“-App, Level 1 können die Buchstaben des Alphabets gelernt werden. Lena hat sich in Berlin mit Ute und Siggi getroffen und mit ihnen über die App gesprochen.

„IRMGARD“ im Alltags-Test

D wie Dusche, B wie Boot, P wie Po – der Po ist auf dem Bild gar nicht so leicht zu erkennen, stellen wir fest. Das finden wir in unserer kleinen Runde sehr lustig. Aber zum Glück leitet die Namensgeberin der App, Irmgard Schwiderski, die Übungen an und sagt uns, was auf den Bildern dargestellt sein soll.

Ute und Siggi sind ungefähr 50 Jahre alt und haben vor einigen Jahren angefangen, Lesen und Schreiben zu lernen. Sie haben die „IRMGARD“-App ausprobiert und erzählen mir, was sie davon halten.

Ute: Die ist einfach zu bedienen. Da ist nichts Schweres dran, an der App. Nicht so viel Technik. Das finde ich schön. Und irgendwie hat die Dame auch eine ruhige Stimme. Sie spricht klar und deutlich.

Siggi: Man kann sich erst in Ruhe anhören, was die von einem möchte oder was du überhaupt machen sollst. Und dann kann man beginnen. Also, ich finde die App klasse.

U: Wenn du nicht weiterkommst, dann musst du die Übung halt nochmal machen. Und man kann speichern, wo man stehen geblieben ist. Bei anderen Programmen musst du erst suchen, wo du stehen geblieben bist oder wo du weitermachen willst. Das fand ich jetzt gut bei dieser App.

S: Du kannst dich in Ruhe damit befassen. Wenn du allein zuhause bist, kannst du dich nur auf diese Sache konzentrieren. Das macht viel aus. Und wenn dann irgendwo ein kleiner Hänger ist, kannst du erstmal wieder zwei oder vier Stufen zurückgehen und das nochmal eben kurz machen.

U: Bei anderen Lernprogrammen kommt ein Zeichen, wenn du etwas falsch gemacht hast. Da wirst du irre. Irmgard ist viel natürlicher als Lehrerin. Die siehst du. Du kannst sie angucken. Und so ein Lob, wie sie das macht, können wir alle gebrauchen. Weil wir ja früher genug Demütigung hatten. In der Schule: nicht geschafft, eine 4. Du kennst dieses Erfolgserlebnis gar nicht. Da ist es viel wert, dieses Lob. Und sie geht normal mit uns um, das ist wichtig. Wenn sie uns wie ein kleines Kind behandeln würde, das würde nicht funktionieren.

S: Ich wüsste mehrere Leute, wo ich sagen kann: „Kannst du dir wirklich mal runterladen und dann kannst damit wirklich hantieren.“

U: Vor allem wenn du jetzt lange Fahrten hast, Strecken in der U-Bahn, du kannst deine Kopfhörer reinmachen und kannst üben. Und es kriegt keiner mit, was mit dir los ist. Und das finde ich gerade schön. Es gibt Menschen, die nie zum Kurs gehen würden. Die würden sich das selber herunterladen und das selber probieren.

S: Wenn die so eine App haben und die wirklich in so einen Kurs reinmüssen für Anfänger, können sie sich schon mal selbst Buchstaben erarbeiten, was die denen nicht tausendmal sagen müssen.

Auf einen Blick

Name: IRMGARD

Zielgruppe: Menschen mit einer Lese-Rechtschreibschwäche, Menschen mit Lernschwierigkeiten, geistiger oder kognitiver Behinderung, geflüchtete Menschen

Verfügbar für:Smartphones und Tablets mit dem Betriebssystem Android

Kosten: Kostenlos

Link:appirmgard.de

 

Hinweis: Die App kann über den Google Playstore oder über folgenden Link heruntergeladen werden: http://www.appirmgard.de/download/ Da die Appüber 100 MB groß ist, muss genügend Speicherplatz auf dem Handy oder Tablet vorhanden sein.

Sehen Sie auch das Video zu diesem Beitrag

Fazit unserer App-Tester

S: Die App, die ist super. Und wenn die die jetzt immer stufenweise erweitern, umso interessanter wird das.

U: So was habe ich eigentlich immer gesucht. Wenn die anderen Levels rauskommen, wird das super sein.

 

Ute-Erika Holschumacher und Siegfried Weiland haben die „IRMGARD“-App für die Aktion Mensch getestet.

 

Link-Tipps:

Ungefähr 7,5 Mio. Menschen in Deutschland haben Schwierigkeiten mit dem Lesen und Schreiben. Hier erfahrt ihr mehr über die Situation funktionaler Analphabeten. Der Artikel liegt auch als Hörversion vor.

Tim-Thilo Fellmer will Mut machen. Er hat als Erwachsener Lesen und Schreiben gelernt und ist jetzt Verleger und Buchautor. Wir haben ein Porträt über ihn gemacht. Eine Hörversion des Artikels ist verfügbar.

Ihr wollt euch über weitere Lernangebote informieren? Hier findet ihr einige Links.

Neue Ideen schaffen neue Nähe. Hier geht's zu unserer Kampagnenseite.

Was ist Barrierefreiheit?

Du hast tolle Projektideen für mehr (digitale) Barrierefreiheit? Sieh dir unsere Fördermöglichkeiten an!

Du möchtest dir weitere Video-Tutorials unserer Test-Reihe ansehen? Hier entlang.

 

Redaktionelle Betreuung und Videoproduktion: Lena Hoffmann

(Redaktion )

Mit dem Handy im Kino gemeinsam Filme schauen

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Auf einen Blick

Name: STARKS

Verwendung: Mit der App STARKS könnt ihr Filme im Kino mit Untertiteln ansehen – einfach über euer Smartphone.

Verfügbar für: Smartphones und Tablets mit den Betriebssystemen iOS und Android

Kosten: Kostenlos

Link:gretaundstarks.de/starks

Lena und Wille stehen im Flur eines Kinos neben einem Plakat mit der Aufschrift "Gehörlosenfassung und deutsche Untertitel mit der App STARKS". In ihren Händen halten sie ihre Smartphones.

Das Dokumentar- und Animationsfilmfestival DOK Leipzig, das vom 31. Oktober bis 6. November 2016 stattfand, hat in diesem Jahr erstmals die App STARKS für ein größeres Publikum zur Anwendung gebracht. Zusätzlich zu den englischen Untertiteln auf der Leinwand wurden bei 8 Filmen erweiterte Untertitel für Gehörlose und Schwerhörige sowie bei weiteren 27 Filmen einfache deutsche Untertitel über die App STARKS verfügbar gemacht. Wille (schwerhörig) und Lena (hörend) waren vor Ort und berichten von ihren Erfahrungen.Wille Felix Zante

Ich war sehr skeptisch, als ich angefragt wurde, die AppSTARKS auf der DOK Leipzig zu testen. Soll ich jetzt wirklich einen ganzen Tag das Handy vor die Leinwand halten? Wird das nicht irgendwann anstrengend? Hält der Akku das aus? Sind die Untertitel gut? Das Handy müssen wir nicht hochhalten, da hatte STARKS den Geistesblitz, eine Handyhalterung mit flexiblem Arm anzubieten. Die wird mit einer Klammer befestigt – aber wo? Der Getränkehalter ist zu rutschig, der Boden zu weit unten, die Lehne vor mir zu dick. Ich winde sie schließlich zu einem Kreis und setze sie wie eine Kobra auf meinen Schoß, nur dass der offene Rachen der Schlange hier das Display mit den Untertiteln ist.

Bei Animationsfilmen verpasse ich manche Gags, bei eher gemächlichen Filmen, wie es Dokumentationen schon mal sind, ist die App eigentlich ganz brauchbar. Hier schaffe ich es eher, zwischen Handy und Leinwand hin und her zu gucken — meine Augen brauchen im Gegensatz zu Lenas etwas länger, um sich auf die unterschiedlichen Entfernungen einzustellen. Den Akku belastet die App wenig, nach zwei Stunden waren nur zehn Prozent weg. Gut fand ich das Angebot, dass im Kino Handys und Halterungen gratis zur Verfügung gestellt wurden und sehr offensiv darauf aufmerksam gemacht wurde, was STARKS ist und wer es braucht. So wünsche ich es mir für den Alltag – damit auch die anderen Kinobesucher Bescheid wissen.

Ansonsten: Die Befestigung muss stabiler sein und die Anzeige größer. Selbst das große iPhone Plus wirkt klein gegen die Leinwand. Die angekündigte Datenbrille könnte eine Alternative sein. So wie es ist, ist die App STARKS eine Notlösung, im Alltagsgebrauch stigmatisierend – aber es funktioniert. Besser als nichts. Untertitel auf der Leinwand wären mir trotzdem lieber, dann würde ich mich nicht so auf dem Präsentierteller fühlen mit meinem (schwach, aber trotzdem) leuchtenden Handy.

Lena Hoffmann

Ein bisschen lustig muss das schon aussehen. Wie ich kurz vor der Filmvorführung aufgeregt versuche, die Vorrichtung mit dem Handy an meinem Getränkehalter zu befestigen und die Konstruktion ins Gleichgewicht zu bringen. Gar nicht so einfach. Ich merke, wie die Leute in den hinteren Reihen schon ein bisschen über mich schmunzeln.

Davon lasse ich mich aber nicht aus der Ruhe bringen. Denn sie haben auf den vielen Bannern bestimmt schon gelesen: „Gehörlosenfassung und deutsche Untertitel mit der App STARKS“. Es sollte sich also keiner wundern, warum Wille und ich im Kino damit beschäftigt sind, unsere Smartphones in eine gute Sichtposition zu bringen.

Ich schiele zu Wille herüber. Der hat offensichtlich aufgegeben und die Halterung kurzerhand zwischen seine Knie geklemmt. Ich versuche es noch weiter, bis das Handy endlich stabil ist. Um mich nicht ablenken zu lassen, positioniere ich das Handy so, dass die deutschen Untertitel genau die englischen überdecken.

Dann gilt es: Auf dem Handy lesen und der Leinwand schauen. Erstaunlich schnell gewöhne ich mich daran. Fast vergesse ich die technische Hilfe, bis ich mich ein bisschen bewege und das Handy wippend auf sich aufmerksam macht. Eine etwas wackelige Angelegenheit ist es also noch, aber wer weiß, vielleicht sitzen wir nächstes Jahr schon mit der Datenbrille im Kino.

Auch wenn auf dem Festival eher wenige auf das Angebot zurückgreifen, finde ich es super, dass hier Hörende und Gehörlose gemeinsam mit der gleichen Anwendung unterwegs sind. Ich wünschte, dass dies eine Möglichkeit wäre, dass die Technik im Kino selbstverständlicher wird und es irgendwann egal ist, ob du darüber Untertitel in einer anderen Sprache oder die erweiterten Untertitel beziehst.

Ein Mann sitzt in einem Kino. In der linken Hand hält er eine Handy-Halterung, mit der rechten Hand tippt er auf seinem Smartphone.

Link-Tipps:

„61% der Gehörlosen sagen, dass es zu wenige TV-Sendungen mit Untertiteln gibt.“ Mehr Ergebnisse unserer aktuellen Studie zur Mediennutzung von Menschen mit Behinderungen findest du hier.

Mehr zum Thema Inklusion in Kultur und Freizeit gibt's hier in unserem Themenschwerpunkt.

Untertitel – ein unverzichtbares Element! Über Barrierefreiheit in den Medien.

Den neuesten Kinofilm – schon gehört? Die App GRETA liefert Audiodeskriptionen für Kinofilme.

(Redaktion )

Touchdown – Eine Ausstellung über das Down-Syndrom

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Was wissen wir über Menschen mit Down-Syndrom? Die Ausstellung „Touchdown“ in Bonn zeigt die Kulturgeschichte des Down-Syndroms und wie Menschen lebten, leben und leben möchten – Menschen mit und ohne Down-Syndrom. Zum Projektteam gehören Anna-Lisa und Julia. Die beiden Frauen haben die Ausstellung mitgeplant und informieren jetzt Besucher über ihr Leben mit dem Down-Syndrom in Tandem-Führungen. Mit uns haben sie darüber gesprochen.

Ein Porträt von Julia Bertmann.

Julia

Ein Porträt von Lisa Plettenberg.

Anna-Lisa

Wie ist es für Dich, Teil des TOUCHDOWN-Ausstellungsteams zu sein?

Anna-Lisa: Finde ich gut, dass ich da drin bin. Weil das interessant ist, dass ich in diesen Team bin. Dass wir über die Judith Scott gelernt haben. Und über den John Langdon-Down erforscht haben. Darum ist das entstanden, die Ausstellung: im Team. Das finde ich echt super. Weil das interessiert mich sehr, diese Ausstellung.

Julia: Die Ausstellung ist ja das Finale vom Forschungsprojekt TOUCHDOWN 21. Im Forschungsprojekt bin ich im Beirat. Und ich habe auch viele Texte geschrieben für die Ausstellung. Ich wollte sehen, wie die Ausstellung bei den Leuten ankommt. Deshalb mache ich auch Tandem-Führungen mit. Die Leute im Museum sind sehr nett und sind genauso begeistert wie ich.

Wie war die Zusammenarbeit mit den Mitarbeitern im Museum?

Anna-Lisa: Ich arbeite gerne mit meinem Tandem-Partner Sebastian. Das finde ich echt toll. Wir sind jetzt auch Freunde bei Facebook.

Wurdest Du, bei der Entwicklung der Ausstellung, als Expertin ernst genommen?

Anna-Lisa: Meine Meinung war, dass alle anderen Leute, die mir zugehört haben, mich als Expertin ernst genommen haben. Die haben alle applaudiert nach der Tandem-Führung.

Julia: Ich habe viele Sachen in der Ausstellung. Das kann ich den Leuten gut mit meiner Tandem-Partnerin erklären. Ich werde im Museum ernst genommen. Bei der Presse, bei meiner Rede und bei den Führungen. Alle waren aufmerksam. Wir Menschen mit Down-Syndrom sind die Hauptpersonen. Das verstehen die Leute.

Anna-Lisa: Vor der Ausstellung habe ich gesagt: Ich will über den John Langdon-Down reden in der Tandem-Führung. Jetzt ist das so, dass ich in der Ausstellung über den John Langdon-Down rede. Weil der der Entdecker des Down-Syndroms ist.

Gab es Begegnungen auf Augenhöhe?

Anna-Lisa: Ja, zum Beispiel mit Dr. Katja Weiske. Wir haben bei einem Kongress in Bielefeld ein Vortrag gehalten. Wir haben das Forschungs-Projekt TOUCHDOWN 21 vorgestellt. Durch die Zusammenarbeit mit allen Leuten mit und ohne Down-Syndrom habe ich sehr viel gelernt.

Was ist Dein Lieblings-Exponat?
Anna-Lisa:
Der Chromosomen-Teppich von Jeanne Marie Mohn.

Julia: Mein Lieblings-Exponat sind die Eier. Diese Idee stammte von mir. Wenn ich über das Exponat erzähle, hören alle zu. Bei dem Exponat geht es um das Thema Schwangerschaftsabbruch.

Welche Themen mussten unbedingt in der Ausstellung sein? Warum?

Anna-Lisa: Ich will, dass alle wissen: Menschen mit Down-Syndrom können lesen, schreiben und rechnen. Das können die lernen! Und Kopfrechnen auch. Und dass die schlau sind!

Wie fühlt es sich an, wenn Du durch die fertige Ausstellung läufst?

Anna-Lisa: Ich war gerade eben drin. Es ist sehr schön, in der Ausstellung zu sein. Ich will immer und ewig wiederkommen. Ich bin stolz.

Julia: Wenn ich durch die Ausstellung gehe und sie erkläre, fühle ich mich gut. Ich finde die Ausstellung ist ein absoluter Hit. Alle Leute, die ich kenne, staunen über diese Ausstellung: Einmalig! Super! Sehr informativ! Schön aufgebaut! Toll erklärt!

 

Link-Tipps:

Touchdown“ in Bonn: Mehr zur Ausstellung über die Kulturgeschichte des Down-Syndroms findest du hier.

Touchdown“ im Fernsehen: Auch das ZDF-Magazin MENSCHEN hat über die Ausstellung berichtet.

Alle Besucherinfos und Online-Tickets zur Ausstellung in der Bundeskunsthalle Bonn gibt's hier.

Hier findest du die Besucherinfos der Bundeskunsthalle in Bonn auch in Leichter Sprache.

TOUCHDOWN 21 – mehr Infos zum Forschungs-Projekt mit und über Menschen mit Down-Syndrom gibt's hier.

Du willst mehr über das Projekt „Ohrenkuss“ wissen? Hier entlang.

Das TOUCHDOWN 21 Team sitzt an einem großen Tisch. An der Wand dahinter hängt eine bunte Landkarte.Mitglieder der Redaktion Ohrenkuss sitzen an einem großen Tisch. Daneben steht eine Tafel mit Abbildungen von Chromosomen.Mitglieder der Redaktion Ohrenkuss sitzen um einen großen Tisch herum. Auf dem Tisch liegen viele Mikroskopie-Aufnahmen von Chromosomen.Anna-Lisa Plettenberg betrachtet Aufnahmen von Chromosomen mit einer Lupe.Das TOUCHDOWN 21 Team mit Beirat.Das TOUCHDOWN 21-Team und der Beirat in einer Besprechung. Auf dem Tisch steht ein Laptop und ein paar Kaffeetassen.

(Redaktion )

Ich höre, ihr seht – das ergänzt sich doch bestens!

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Mirien sitzt in ihrem Büro mit einem Kopfhörer vor einem Laptop und schreibt einen Text. Vor dem Laptop auf dem Tisch liegt ein Braille-Display.

Die einen sehen nichts, die anderen hören nichts, und dann arbeiten die einen für die anderen? Wie soll das denn gehen? Moderne Technologie macht’s möglich :-) Mirien ist blind und arbeitet als Schriftdolmetscherin für schwerhörige und gehörlose Kunden. Für uns bloggt sie darüber, was sie im Beruf alles erlebt.

Mein Job ist gar nicht so anders als der eines Fremdsprachendolmetschers. Ich verschriftliche, was gesagt wird, und mein Kunde kann so zum Beispiel die Vorlesung im Hörsaal auf seinem Laptop oder Tablet mitlesen und bekommt alles mit. Zusätzlich achte ich auf das Sprachniveau und den Kenntnisstand meiner Kunden, erkenne, welche Zusatzinformationen sie brauchen oder wann ich Inhalte zusammenfassen sollte. Dass es zum Beispiel entscheidend ist, einen gehörlosen Menschen über Gelächter im Raum zu informieren, habe ich in einem Abendkurs erlebt. Da war der gehörlose Kunde, der einer Gruppe das Fingeralphabet näherbrachte, so sehr auf die Arbeit mit einer Teilnehmerin konzentriert, dass er das allgemeine Gelächter nicht sah und von dem nüchternen Text auf dem Bildschirm verunsichert wurde. Hörbare Zusatzinformationen wie Applaus, Ironie oder den Schulgong gilt es also zusätzlich zu übermitteln.

Von Musik bis Mikrobiologie

Die Themenvielfalt, die mir in meinem Job begegnet, ist enorm. Erfreut stelle ich fest, wie viele verschiedene Studiengänge meine Kunden wählen. Auf Musik- oder Fremdsprachunterricht bin ich immer besonders gespannt.

Da ich zumeist online zugeschaltet bin, findet der Kundenkontakt in einem Chat statt. Ich habe mir sämtliche Emoticons angeeignet, denn die spielen hier eine immens wichtige Rolle. Wenn jemand weiß, dass ich blind bin, schreibt er manchmal das Wort „smile“ aus, weil er mitgedacht hat und will, dass ich den Ton der Nachricht auf jeden Fall mitbekomme. Ich wiederum habe gelernt, knappe direkte Antworten nicht als unfreundlich zu empfinden. Für manche meiner Kunden ist deutsche Schriftsprache fast wie eine Fremdsprache, da lege ich nicht alles auf die Goldwaage.

Berührungspunkte und Parallelen

Schriftdolmetschen ist ein hervorragendes Hilfsmittel, führt aber allein noch nicht zu normalem Umgang. Immer mal wieder bekomme ich mit, dass in einer Veranstaltung ein Kursteilnehmer über meinen Kunden spricht: Was machen wir denn mit dem? Wie soll das mit dem gehen? Gehörlose Menschen erleben es also auch, dass andere über sie sprechen, als seien sie gar nicht da. Und mir hat man dieses höchst demütigende Phänomen immer mit dem fehlenden Blickkontakt erklärt.

Sicher gibt es noch mehr Berührungspunkte und Möglichkeiten, uns zu ergänzen oder für gemeinsame Ziele einzutreten.

 

Link-Tipps:

Ob neue Computertechnik oder ein künstliches Körperteil – jede neue Idee kann uns näher bringen.

Einfach für Alle - Das Angebot der Aktion Mensch für ein barrierefreies Internet.

Behinderung ausgeblendet. Mirien über Begegnungen in ihrem Job, bei denen ihre Blindheit kein Thema ist.

Barrieren in den Köpfen: Was ist beim Thema Arbeit und Behinderung möglich?

(Mirien Carvalho Rodrigues)

Stimmen zum Bundesteilhabegesetz

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Am 1. Dezember 2016 hat der Bundestag das lang diskutierte und umstrittene Bundesteilhabegesetz beschlossen. Darin sollen die Leistungen für Menschen mit Behinderung neu geregelt, Teilhabe und Selbstbestimmung gestärkt werden. Am 16. Dezember muss der Bundesrat dem Gesetz noch zustimmen. Wir haben Kerstin Tack und Nancy Poser um ihre Einschätzung zum neuen Gesetz gebeten.

Porträt von Nancy Poser.

Nancy PoserRichterin und Mitglied im Forum behinderter Juristinnen und Juristen

Der Bundestag hat das Bundesteilhabegesetz beschlossen. Die Koalition verfällt in Eigenlob, so dass man meinen könnte, sie habe sämtliche Probleme im Leben behinderter Menschen gelöst. Dabei hat sie eigentlich nur eines getan: Sie hat einen katastrophalen Gesetzentwurf aufgrund massiver Proteste der Betroffenen in der letzten Minute zu einem mittelschlechten Entwurf aufgewertet. Statt der Schulnote 6 kann man nun mit viel gutem Willen eine 4 vergeben.

Die Regierung hat es nicht geschafft, Menschen mit Behinderung endlich zu garantieren, dass sie nicht mehr zwangsweise in ein Heim geschoben werden können. Diese Entscheidung bleibt weiterhin dem jeweiligen Sozialamtsmitarbeiter vor Ort überlassen, der wie bisher über die Zumutbarkeit entscheiden muss. Und wie bisher wird es Fälle geben, in denen die Zumutbarkeit einer Heimunterbringung gegen den Willen des Betroffenen bejaht werden wird.

Und mehr noch, erstmals wird die gesetzliche Möglichkeit eingeführt, die individuelle Lebensgestaltung behinderter Menschen einzuschränken, indem verlangt wird, dass sie auch in den Bereichen Haushaltsführung oder Kultur ihre Assistenz teilen müssen.

Ein bisschen fühle ich mich wie ein amerikanischer Ureinwohner, der sich über die bunten Glasperlen der portugiesischen Seefahrer freuen soll. Doch wir Menschen mit Behinderung lassen uns nicht für dumm verkaufen. Wir sind nicht bereit, für einige Goldhappen unsere Menschenrechte herzugeben.

Kerstin Tack

Kerstin TackBehindertenpolitische Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion

Das am 1. Dezember durch den Deutschen Bundestag verabschiedete Bundesteilhabegesetz wird die selbstbestimmte Teilhabe von Menschen mit Behinderungen am gesellschaftlichen Leben deutlich verbessern. Zu diesen Verbesserungen zählen insbesondere die spürbare Ausweitung der Einkommens- und Vermögensgrenzen, die Schaffung einer unabhängigen Beratung, eine bessere Zusammenarbeit der Rehabilitationsträger, die flächendeckende Einführung des Budgets für Arbeit, die Schaffung flexiblerer Übergänge zwischen den Werkstätten für behinderte Menschen und dem ersten Arbeitsmarkt, die Einführung von Mitbestimmungsrechten und die Implementierung von Frauenbeauftragten in den Werkstätten sowie verbesserte Regelungen bei den Schwerbehindertenvertretungen.

Die jetzige Zugangsregelung zur Eingliederungshilfe bleibt bis zum Jahr 2023 in Kraft und wird erst nach einer wissenschaftlichen Erprobung neu definiert. Eingliederungshilfe und Pflege werden weiterhin gleichrangig sein. Außerdem heben wir den Vermögensfreibetrag auch für Menschen, die Sozialhilfe beziehen, von derzeit 2.600 Euro auf 5.000 Euro an. Wünsche zur Wohnform und damit verbundene Assistenzleistungen werden stärker berücksichtigt. Ambulantes Wohnen hat Vorrang, wenn Betroffene dies wünschen.

Mit der Weiterentwicklung eines inklusiven Arbeitsmarktes und der Rolle der Werkstätten sowie der vollständigen Freistellung von der Einkommens- und Vermögensanrechnung werden wir uns auch in Zukunft noch ganz intensiv auseinandersetzen.“

Link-Tipps

Die Debatte zum Bundesteilhabegesetz auf Youtube

Im Magazin: Was sagen Menschen mit sogenannter geistiger Behinderung zum Bundesteilhabegesetz?

Weitere Informationen zum Bundesteilhabegesetz

 

 

 


Apps im Test (7) - GRETA

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Video-Tutorial: So funktioniert die AppWeitere Tests unserer Blogreihe „Barrieren überwinden – Apps im Test“

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Eine Grafik, auf der die Arme von vier Personen zusehen sind. Sie bedienen unterschiedliche mobile Geräte. Zu sehen ist ein Handy, ein Laptop, eine Computer-Maus und ein Tablet. In der Mitte des Bildes steht: Barrieren überwinden - Apps im Test

Ob im Alltag oder in der Freizeit, zuhause oder unterwegs, als Kommunikations- oder Bedienungshilfen – mit mobilen Anwendungen können Barrieren überwunden werden. In unserer Blogreihe „Barrieren überwinden – Apps im Test“ stellen wir jeden Monat eine App vor, die sich genau das zum Ziel setzt. Dieses Mal im Test: „GRETA“.
 

Was kann die App?

Die „GRETA“-App macht die Audiodeskription von ausgewählten Filmen zugänglich. Über die App kann in jedem beliebigen Kino, aber auch zuhause beim DVD- oder Blu-ray-Schauen die Audiodeskription abgespielt werden. Bei der Audiodeskription eines Films werden in den Dialogpausen wichtige Elemente der Handlung, z.B. Orte und Figuren sowie deren Gestik und Mimik, beschrieben.

Unsere Testerin Antje war mit „GRETA“ im Kino und berichtet uns von ihrer Erfahrung.

„GRETA“ im Alltags-Test

Du gehst ins Kino? Auch wenn du gar nichts siehst? Diese Frage höre ich häufig. Ja, ich mag Kinofilme, und die „GRETA“-App ist immer dabei. Platz nehmen, Kopfhörer ins Ohr stecken und der Filmspaß beginnt.

Vor einigen Monaten hab ich mit Freunden „Die Minions“ gesehen. Dieser amüsante Film lebt von bunten Bildern und zahlreichen Momenten, in denen wenig gesprochen wird. Durch die Audiodeskription, die ich mir vorher auf mein Smartphone geladen hatte, konnte ich der Handlung jedoch gut folgen. Ich wusste immer, welche Figuren gerade im Bild sind, wie sie aussehen oder was sie machen.

„Habt ihr hier bemerkt, dass die Brillen der Minions aus Seetang sind?“, habe ich meine Freunde gefragt. „Seetang? Wie bitte? Was meinst du?“

Die Stimme in meinem Kopfhörer hatte mir dieses kleine Detail verraten. Das ist den Sehenden gar nicht aufgefallen.

Es ist häufig so, dass ich durch die Audiodeskription viel mehr Einzelheiten mitkriege und den Anderen davon erzähle. Deshalb nutzen mittlerweile sogar einige Sehende die Audiodeskription.

Auf einen Blick

Name: GRETA

Zielgruppe: Menschen mit Sehbehinderung, Blinde

Verfügbar für:Smartphones und Tablets mit den Betriebssystemen iOS und Android

Kosten: kostenlos

Link:gretaundstarks.de/greta

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Fazit unserer App-Testerin

„GRETA“ ist eine großartige App, die Inklusion ermöglicht. Ich kann endlich wieder ins Kino gehen, ohne dass mir ständig jemand erzählen muss, was passiert. Die Kinobesucher um mich herum fühlen sich nicht mehr so gestört und ich kann dem Film ganz entspannt folgen.

 

Antje Samoray hat die App für die Aktion Mensch getestet.

 

Link-Tipps:

Lust auf einen weiteren Erfahrungsbericht? Michael hat für MENSCHEN. das magazin die „GRETA“-App getestet.

Wenn „GRETA” die Audiodeskription abspielt, zeigt „STARKS” die Untertitel an. Lena und Wille waren mit der „STARKS“-App auf der DOK Leipzig und erzählen, wie es ihnen erging.

Neue Ideen schaffen neue Nähe. Hier geht's zu unserer Kampagnenseite.

Was ist Barrierefreiheit?

Du hast tolle Projektideen für mehr (digitale) Barrierefreiheit? Sieh dir unsere Fördermöglichkeiten an!

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Redaktionelle Betreuung und Videoproduktion: Lena Hoffmann

(Redaktion )

Dinner for One mal anders

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Was wäre Silvester ohne MissSophie und ihren ButlerJames? Für euch haben wir die Geschichte des Fernsehklassikers "Dinner for One" neu interpretiert und die Rolle des ButlersJames von verschiedenen Menschen mit Behinderung spielen lassen. Ob sich die Geschichte dadurch verändert?

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(Redaktion )

Apps im Test (8) - The Unstoppables

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Video-Tutorial: So funktioniert die AppWeitere Tests unserer Blogreihe „Barrieren überwinden – Apps im Test“

Be My Eyes

SiGame

Wheelmap

Lern Lormen

ColorVisor

IRMGARD

GRETA

Eine Grafik, auf der die Arme von vier Personen zusehen sind. Sie bedienen unterschiedliche mobile Geräte. Zu sehen ist ein Handy, ein Laptop, eine Computer-Maus und ein Tablet. In der Mitte des Bildes steht: Barrieren überwinden - Apps im Test

Ob im Alltag oder in der Freizeit, zuhause oder unterwegs, als Kommunikations- oder Bedienungshilfen – mit mobilen Anwendungen können Barrieren überwunden werden. In unserer Blogreihe „Barrieren überwinden – Apps im Test“ stellen wir jeden Monat eine App vor, die sich genau das zum Ziel setzt. Dieses Mal im Test: „The Unstoppables“.
 

Was kann die App?

Die Spiele-App „The Unstoppables“ setzt auf Vielfalt: Die vier unterschiedlichen Freunde Mai, Jan, Achim und Melissa können nur im Team den entführten Blindenführhund Tofu befreien. Die 10-jährige Caro hat sich auf das Abenteuer begeben und erzählt, wie sie es fand.

The Unstoppables“ im Alltags-Test

Melissa hat Stress, weil ihr Hund Tofu entführt wurde. Aber sie bleibt cool und macht sich sofort auf die Suche. Zum Glück hat sie tolle Freunde, die ihr helfen wollen. Gemeinsam stoßen sie auf viele Hürden, die sie überwinden müssen – doch wie? Jede Figur kann etwas anderes gut. So sind die vier nur als Gruppe stark und schaffen zusammen alles, was sie alleine nicht könnten.

Manchmal sind die Lösungen aber auch ein bisschen unlogisch. Zum Beispiel, wenn Melissa etwas umschmeißt, was so aussieht wie ein Baustellenschild, damit Achim darüber fahren kann. Komisch – wie kommt er mit seinem Rollstuhl über die Kanten?

Merkwürdig fand ich auch, dass Melissa nach dem richtigen Schlüssel greift, obwohl sie die darüber hängenden Schilder gar nicht sehen kann.

Melissa und ihre Freunde haben einen ziemlich beschwerlichen Weg, der sie zu Tofu führen soll. Aber durch Probieren und Überlegen hat es am Ende geklappt und ich hab mit den „Unstoppables“ Tofu gerettet!

Die Suche hat ungefähr drei Tage gedauert und es war immer schade, wenn ich mal kurz unterbrechen musste. Denn es hat mir sehr viel Spaß gemacht.

Auf einen Blick

Name:The Unstoppables

Zielgruppe: Kinder ab 9 Jahre

Verfügbar für: Smartphones und Tablets mit den Betriebssystemen iOS und Android

Kosten: kostenlos

Link:www.theunstoppablesgame.ch

Die DGS-Version des Video-Tutorials ist leider erst ab Ende Januar verfügbar.

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Fazit unserer App-Testerin

Die Geschichte ist spannend und das ganze Spiel ist schön gestaltet. Vor allem die Musik ist toll. Mai hat mir am meisten gefallen, weil sie springen und ihren Freunden deswegen sehr viel bei der Suche helfen kann. Das Ende ist besonders schön, weil dann alle zusammen glücklich sind.

Es wäre super, wenn es noch andere Abenteuer mit den „Unstoppables“ geben würde.

 

Caroline Vogel hat die App für die Aktion Mensch getestet.

 

Link-Tipps:

Lust auf mehr ? Wie wär’s mit „Extreme Wheelchairing“? Wir haben das Spiel für dich getestet.

Den Joystick mit dem Mund bedienen oder mit Untertiteln ans Ziel. Ein Bericht über Gaming für alle.

Große Druckknöpfe und programmierbare Fußsteuerungen – mit diesem Zubehör können mehr Menschen am Spiel-Spaß teilhaben.

Eine Lego-Figur im Rollstuhl? Hier zeigen wir dir, wie vielfältig Spielzeugfiguren sein können.

In unserem Kampagnenfilm entdecken Kinder, welche technischen Hilfsmittel Menschen mit Behinderung nutzen. Hier geht’s zur Kampagnenseite.

Was ist Barrierefreiheit?

Du hast tolle Projektideen für mehr (digitale) Barrierefreiheit? Sieh dir unsere Fördermöglichkeiten an!

Du möchtest dir weitere Video-Tutorials unserer Test-Reihe ansehen? Hier entlang.

 

Redaktionelle Betreuung und Videoproduktion: Lena Hoffmann

(Redaktion )

Aktion Mensch fördert künftig keine ABA-Projekte mehr

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Ein Portrait von Sascha Decker, Pressesprecher der Aktion Mensch.

Projekte, die mit der Therapieform ABA (Applied Behaviour Analysis) arbeiten, fördert die Aktion Mensch künftig nicht mehr. Bereits seit November 2016 müssen Antragsteller, die Projekte für Menschen aus dem Autismus-Spektrum anbieten, bei der Aktion Mensch angeben, ob die geplanten Maßnahmen ABA-Therapie enthalten. Wenn das so ist, schließen wir dieses Projekt von der Förderung aus.

Hintergrund ist die seit Monaten andauernde Kritik an einem von uns geförderten Projekt - vor allem durch Vertreter der Autismus-Community. Diese Kritik nehmen wir ernst. Die Kritiker sagen, dass ABA eine Umerziehung und Konditionierung der Kinder bedeute. Es gibt in den betroffenen Familien sowie bei Therapeuten und Wissenschaftlern aber ebenso viele Befürworter. Sie sagen, dass diese Therapie viele Erfolge vorzuweisen habe.

Die Kritik hatte sich bereits vor über einem Jahr an der Aktion Mensch-Förderung des Projektes "Bremer Frühfördertherapieprogramm Autismus" entzündet. Das Projekt läuft seit 2014, wird mit insgesamt 249.591 Euro unterstützt und vertragsgemäß im Mai 2017 enden.

Nach Bekanntwerden der Vorwürfe hatte die Aktion Mensch versucht, Kritiker und Befürworter an einen Tisch zu bringen. Das Gespräch hat allerdings nicht zu einer Klärung beigetragen, und auch im Anschluss hat keine Annäherung zwischen den Positionen stattgefunden. Da hier keine gemeinsame Linie gefunden wurde und die Kritikpunkte weiterhin im Raum stehen, haben wir uns zu oben genannten Konsequenzen entschlossen.

Uns wurde im Verlauf der Diskussion vorgeworfen, dass wir das Thema und die Kritik an uns „aussitzen“ möchten. In Zukunft wollen wir daher auch bei schwierigen Themen versuchen, mehr Transparenz in der Kommunikation herzustellen.

(Sascha Decker)

Inklumojis – ein Muss?

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Auf einen Blick

Name: Inklumoji

Zielgruppe: alle

Verfügbar für: Smartphones und Tablets mit den Betriebssystemen iOS und Android

Kosten: kostenlos

Homepage:aktion-mensch.de/inklumoji

Download: Inklumoji (iOS) / Inklumoji (Android)

Die Autorin Kim Elena do Calvário Moqenco sitzt im im Rollstuhl und zeigt den Ausdruck eines Inklumoji mit einer einbeinigen Superwoman.

Welche Bedeutung können inklusive Emojis für Menschen mit Behinderung einnehmen und würden sie vielleicht eine Veränderung unserer Kommunikation mit sich bringen? Sind „Inklumojis“ überhaupt notwendig?

Inklumoji, das eine braunhaarige Frau im Rollstuhl zeigt, die Volleyball spielt.

Die Aktion Mensch hat gerade eine App herausgebracht, mit der wir auf unserer Smartphone-Tastatur inklusive Emojis– „Inklumojis“ – verwenden können. Ich persönlich habe mir solche Inklumojis schon lange gewünscht. Oftmals habe ich mir beim Schreiben einer WhatsApp-Nachricht gedacht: Wie gerne würde ich mich jetzt wahrheitsgetreu darstellen, und dazu gehört nicht nur meine braune Haarfarbe. Nein, ich würde mich auch sehr gerne als Frau mit Behinderung und brauner Haarfarbe darstellen können. Weil ich das nun mal bin.

Bereits vor zwei Jahren startete die Webseite Ginger Parrot eine Petition, damit Rothaarige auch einen Emoji bekommen. Und es scheint im Moment so, als würden rothaarige Emojis nicht mehr allzu lange auf sich warten lassen. Genauso gilt es, Menschen mit Behinderung ein Gesicht zu geben und sie als Emoji darzustellen.

Inklumoji, das einen dunkelhäutigen Blinden mit Sonnenbrille und einem Blindenführhund zeigt.

Notwendig oder überflüssig?

Okay, jetzt werden einige von euch sich denken, ob da nicht einfach ein Emoji mit brauner Haarfarbe zur Darstellung reicht.

Ich empfinde das als nicht ausreichend und habe nur auf Inklumojis gewartet. Unter den bereits vorhandenen Emojis herrscht mittlerweile eine Gleichberechtigung, die man in unserer tatsächlichen Gesellschaft oftmals noch vergeblich sucht. Wenn mir also meine Freundin aus Ghana einen schwarzen Emoji sendet oder mein bester Freund nach dem Wochenende mit seinem Partner noch ein Emoji eines gleichgeschlechtlichen Pärchens hinterher sendet, dann kann ich eines der inklusiven Emojis der Aktion Mensch senden.

Inklumoji, das einen rothaarigen Jungen mit Beinprothese beim Basketballspielen zeigt.

Nutzung durch alle

Unter den Inklumojis der Aktion Mensch gibt es eines, das ich besonders mag, und zwar das der Superheldin mit einem halb amputierten Bein. Okay, ich sitze im Rollstuhl und habe beide Beine – doch meine Beine stellen für mich meine Beeinträchtigung dar, und so kann ich mich nach einem erfolgreichen Tag sehr wohl auch mit der Superwoman mit amputiertem Bein identifizieren. Obwohl sie eine Frau mit Beeinträchtigung darstellt, vermittelt das Inklumoji, dass sie gleichzeitig auch stark und selbstbewusst ist. So kann für mich ein solcher Emoji von jedem benutzt werden, der gleichzeitig stark, aber auch verwundbar ist. Und das sind wir letztendlich doch alle, egal ob Mensch mit Behinderung oder nicht.

Inklumoji, das ein lachendes verliebtes Paar zeigt: Ein Mann mit Brille im Rollstuhl, der eine Frau umarmt, die auf seinem Schoß sitzt.

Durch offene Kommunikation zur Inklusion

Genauso wie die Inklumojis starke Persönlichkeiten darstellen können, können sie auch die Liebe eines inklusiven Paares vermitteln. Wäre es nicht schön, wenn sich unsere Gesellschaft durch Inklumojis auf spielerische Art und Weise lehren lassen würde, wie man sich auf Gebärdensprache bedankt?

Inklumojis können uns einen Denkanstoß in Sachen Inklusion geben. Es ist eine Form der Anerkennung dafür, dass Menschen mit Behinderung auch in der Mitte der Gesellschaft stehen und mit deren Beeinträchtigungen ganz offen umgegangen werden kann und sollte.

 

Link-Tipps:

Inklusion für dein Smartphone: Lade die App „Inklumoji“ jetzt herunter – alle Infos findest du hier.

Strichmännchen im Rollstuhl: Eine US-Designerin hat das Icon für Behinderung neu erfunden – hier erfährst du mehr darüber.

„Das hat Biss!“: Der Behindertenbeauftragte von New York, Victor Calise, über das neue dynamische Rollstuhlfahrer-Symbol – zum Interview hier entlang.

(Kim Elena do Calvário Moqenco )

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