Im März 2013 ging es los: drei Wochen Argentinien. Nicht um einen verdienten Urlaub zu genießen und zu entspannen, sondern um wertvolles Know-how weiterzugeben und selbst eine Menge zu lernen. Dr. Reinhard Röttenbacher fuhr als „Senior Experte“ nach Victoria, einem kleinen Ort 300 Kilometer von Buenos Aires entfernt. Der Ingenieur ist Fachmann für die Produktion von Porenbeton. Porenbetonsteine kennt man in Deutschland auch unter dem Markennamen Ytong. In dem 30.000-Einwohner-Ort hat das Unternehmen Ardal ein Werk, das den Senior Experten Service (SES) in Bonn um Unterstützung gebeten hat.
Der SES verfügt über einen Pool von über 11.000 Freiwilligen und ist damit die größte deutsche Entsendeorganisation für ehrenamtliche Fach- und Führungskräfte im Ruhestand. Allein 2013 wurden 1.549 Einsätze in 89 Ländern durchgeführt. Die Organisation übernimmt die Vermittlung und trägt die Reisekosten, die Ausgaben vor Ort trägt das lokale Unternehmen. Die Aufgabenstellung in Victoria war die Einführung eines dringend benötigten Qualitätsmanagements und die Schulung von Mitarbeitern.
Hilfe zur Selbsthilfe
Zur Auftragsbeschreibung gehört es hingegen nicht, dass der Berater aus Deutschland den argentinischen Fachkräften einfach in die Feder diktiert, wie man die Dinge richtig anpackt – Ziel des SES ist es, Hilfe zur Selbsthilfe zu geben. So wurden mit Werksleitung, einem Entwicklungsingenieur und der Laborleiterin alle Produktionsschritte durchgesprochen und diskutiert. Reinhard Röttenbacher erinnert sich: „Da ging es um die gesamte Verfahrenstechnik: Welche Abläufe sind sinnvoll? In welcher Reihenfolge sollen sie stattfinden? Wie sind die optimalen Maschineneinstellungen ...“ Mit dem Sachverstand vor Ort und Röttenbachers Blick von außen interpretierte man gemeinsam Produktionsergebnisse, justierte nach und verbesserte substanziell die Produktqualität.
Der argentinische Mittelständler profitierte von den 20 Jahren Erfahrung des deutschen „Senior Experten“ bei der Produktion von Porenbeton. Er hat als Werksleiter gearbeitet und später für einen großen Konzern 30 Betriebe auf der ganzen Welt überwacht. Das Jetten rund um die Welt war er gewohnt, die Beratertätigkeit bei SES schließt nahtlos daran an.
Land und Leute kennen lernen
Die alltägliche Kommunikation im Betrieb war kein Problem. Reinhard Röttenbacher brachte einiges an Spanisch mit, zusätzlich war einer der Ingenieure deutschstämmig und für einen Dolmetscher war zusätzlich gesorgt. Beeindruckt war der Ingenieur von der Gastfreundschaft vor Ort. Beim landestypischen „Asado“ (Gegrilltes) erfuhr er viel über das Land und schloss die eine oder andere Freundschaft mit den Mitarbeitern. An den Wochenenden war ausreichend Zeit, die Hauptstadt Buenos Aires kennenzulernen.
Die Mitarbeiter der Firma ließen wissen, dass sie nie geglaubt hätten, in der kurzen Zeit so viel auf den Weg bringen zu können. Reinhard Röttenbacher freut sich darüber, mal nicht wie früher beim Business-Trip nur den Flughafen einer Stadt zu sehen, sondern länger vor Ort sein und das Land und die Menschen kennen lernen zu können.
Nächste Station wird Usbekistan sein. Dort überlegt ein Unternehmen, ob es eine Porenbeton-Produktionsanlage bauen soll. Reinhard Röttenbacher ist gespannt auf die kommende Herausforderung: „Wann kommt man schon mal an die Seidenstraße?“
Linktipps:
Mehr Informationen gibt es auf der Website des Senior Experten Service
Weitere Engagement-Möglichkeiten finden Sie in der Freiwilligen-Datenbank
(Redaktion )